Der Singer/Songwriter Markus Rill ist nach wie vor der einzige deutsche Künstler auf dem ansonsten ja eher nach Roots & Rock Music vom amerikanischen Kontinent ausgerichteten Blue Rose Label. Aber der renommierte Musiker aus Würzburg (aktuell München) hat über mittlerweile so viele Jahre, all die feinen Alben und seine zahlreichen internationalen Liveauftritte den Americana-Gedanken dermaßen verinnerlicht, dass er sich ohnehin mit den großen Namen aus Übersee auf Augenhöhe befindet, egal ob es sich dabei um Blue Rose-Kollegen wie James McMurtry, Todd Thibaud, Tim Easton, John Hiatt, Steve Earle und Leeroy Stagger handelt oder um solche, die es noch nicht sind - sagen wir mal: Dave Alvin, John Prine, Ray Wylie Hubbard, Tom Russell... Ja, solche Vergleiche sind in der Tat nicht überzogen, Markus Rill bietet immer nur die allerfeinste Kost und singt sie mit seiner typischen, ewig markanten Reibeisenstimme in leidenschaftlicher, tief emotionaler Weise. Ein glaubwürdiger, charakterstarker Typ, der die Inhalte seiner Songs für sich adaptiert, wenn sie nicht ohnehin seinen eigenen Erlebnissen und Erfahrungen entnommen sind.
Das gilt selbstverständlich auch für sein brandneues Album 'Wild Blue & True', seine bereits fünfte Veröffentlichung auf Blue Rose, die neunte gar insgesamt, wenn man alles zusammenrechnet (auch ein paar Privat-Releases). Und doch ist diesmal einiges anders. Nichts Grundsätzliches, aber auf die Nuancen kommt es an! Mit den CDs 'Hobo Dream' (2004), 'The Price Of Sin' (2006) und 'The Things That Count' (2007) hatte sich Markus Rill seinen großen Traum von amerikanischen Produktionen mit amerikanischen Topmusikern gleich mehrfach erfüllt. So arbeitete er während jener Studiorecordings mit bekannten Sessionleuten wie Duane Jarvis, George Bradfute, Steve Conn, Fats Kaplin, Dave Jacques, Bryan Owings, Joe McMahan und Jen Gunderman in Nashville zusammen. Und die Ergebnisse konnten sich eben auch in professioneller Hinsicht wirklich hören lassen! 'Wild Blue & True' dagegen ist nach langer Zeit mal wieder ausschließlich in Deutschland, in Karben in der Nähe von Frankfurt, mit einheimischen Musikern eingespielt worden. Den ausdrücklichen Versuch, auch hier genau diesen möglichst authentischen Americana-Klang hinzubekommen, darf man getrost als voll gelungen bezeichnen! Rill hat eine erfahrene Studioclique um Produzent & Soundmann, Gitarrist & Multiinstrumentalist Tom Ripphahn (aka Hands On The Wheel, eine deutsche Indie-Legende in den 90ern zwischen Rock, Country & Blues) zusammengetrommelt. Mit dabei sind ferner seine eigenen Gunslingers, Felix Leitner (Electric Guitar), Andi Obieglo (Keyboards, Akkordion) und Christoph Reiss (Bass), sowie Drummer Christoph Beck von Hank Shizzoe & The Directors aus der Schweiz. Zusammen führen sie eine tolle Americana Show auf zwischen Folk & Country, Rock'n Roll und Singer/Songwriter und jeder Menge Roots Rock mit elektrischen Gitarren!
Ja, 'Wild Blue & True' ist äußerst abwechslungsreich und kurzweilig geraten, die Songs strotzen nur so vor eigenwilligen Typen und beim Hören laufen im Kopf parallel dazu kleine Filme ab. Markus Rill selber kommt dabei so offen, entspannt, breit aufgestellt, auch so wortgewandt rüber wie wahrscheinlich noch nie zuvor - eine klare Weiterentwicklung, hin zu einem echten Meister seines Fachs! Diese zugewonnene Souveränität wird auch an solchen Kleinigkeiten deutlich, dass er zum ersten Mal in größerem Maß mit Co-Writern zusammengearbeitet hat: z.B. mit den überregional bekannten schwedischen Singer/Songwriterinnen Eva Hillered (bei 'Girl Of Many Secrets') und Annika Frehling, die auf ihrem gemeinsamen 'Your Own Private Rainbow' sogar einen wunderschönen Duettbeitrag leistet! Und 'Maybe More' ist eine Kollaboration mit Mack Starks, dem befreundeten Kollegen aus Nashville, vor etlichen Jahren Frontmann der Insider-Band Farmer Not So John. Jeder einzelne dieser 13 neuen Rill-Songs wäre einer näheren Beschreibung wert, was hier den Rahmen sprengen würde. Stellvertretend sei der Titelsong als Album-Opener genannt, der mit seinem semiakustisch/elektrischen Arrangement und einem kräftigen Refrain sehr typisch für die gesamte Scheibe dasteht. Und das vorletzte Lied, 'Time To Go', eine unter die Haut gehende, intime Ballade aus der Sicht eines nach langer Krankheit Sterbenden mit seinen letzten Gedanken, ist zweifellos der emotionalste, anrührendste Moment auf 'Wild Blue & True'. Auch für die übrigen Titel gilt die Ansage an die Americana-Fan-Fraktion: anhören, genießen, staunen und dem guten Markus Rill virtuell auf die Schulter klopfen für diese starke Leistung!!